Negative digitalisieren mittels Diaduplikator






Wer versucht nicht, zunächst mittels Scanner seine Negative zu digitalisieren?

Die Foren laufen über mit Themen dazu und mit eben solchen Problemen.
Selbst habe ich Negative über ein Jahr gescannt und gemerkt, dass es sehr (!) zeitaufwändig und Qualität ein Glückstreffer ist - zumindest bei einem preisgünstigen Scanner. Um die Qualität zu verbessern, kauft man noch das eine oder andere Softwarepaket, welches Wunder verspricht. Die alten Probleme sind weg, die neuen da. Man hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Am Ende scannt man ein Negativ mit drei unterschiedlichen Softwarepaketen, um ein einigermaßen vernünftiges Ergebnis zu erhalten. Der Frust ist groß und guter Rat (Fachlabore) teuer!

Dieses Jahr habe ich 52 Filme fotografiert, entwickelt und gescannt.
Rechnet man die reine Scanzeit auf einem einfachen Scanner -ich habe einen Reflecta Crystal Scan 7200- von ca. 5 Stunden pro Film, so kommt man auf 260 Stunden Scanzeit! 

Die gute, einfache Lösung ist nah

Aus der alten analogen Diazeit kennt man Diaduplikatoren für das Kleinbildformat. Aber auch Mittelformat-Fotografen müssen nicht verzweifeln - da funktioniert die Methode ähnlich und es gibt reichlich Anleitungen in Foren, wie man Mittelformat oder Großformatnegative abfotografiert. Bleiben wir aber bei Kleinbild.

Voraussetzung dafür ist ein günstiger Diaduplikator mit einem Negativhalter (meine sind von Kaiser), eine Digitalkamera (min. 16 MP, Dynamikumfang ~10 Blendenstufen und  RAW-Format) sowie ein Blitz (vorzugsweise mit Leistungssteuerung).
10 Blendenstufen Dynamikumfang reichen, wenn ein SW-Film nach dem Zonensystem belichtet wurde. Für Farbnegative ist es in der Regel ausreichend, für Dia sowieso.
Alternativ wäre auch das Fotografieren mit Diaduplikator gegen den bewölkten Himmel statt Blitz möglich, aber das ist zeit-und wetterabhängig. Insbesondere wenn man auch Farbnegative digitalisieren möchte, bringt der Blitz immer die gleiche Farbtemperatur.

Des weiteren wird noch ein Makroobjektiv benötigt oder ein Normalobjektiv mit Zwischenringen/Balgen. Der Diaduplikator kommt zwar selbst mit einer Makrolinse für ein leichtes Teleobjektiv, aber dessen Qualität ist zu schlecht und sollte man entfernen. Die Brennweite des Objektivs hängt vom Crop-Faktor der Kamera ab. Bei Vollformat sind es etwa 90 mm. Bei mir mit MFT und Crop 2 ist es ein 45mm Objektiv. Damit bilde ich 90% eines Negativs ab. Man sollte nicht zuviel Rand haben, da man sonst die Auflösung des Sensors nicht voll ausnutzt und Film hat ja bekanntlich fast immer mehr Auflösung als eine Digitalkamera (z.B. Tmax 100 Kleinbild umgerechnet entwicklerabhängig 120-150 MPix, Farbnegativfilme, wie Ektar 100, ca. die Hälfte).

Negative abfotografieren

Bei meinem Aufbau seht Ihr eine Lumix G5 mit einem Leica Macro-Elmarit 2.8 45 mm und dem Diaduplikator mit 52 mm Gewinde mit 46 mm Adapterring. Dazu einen Blitz, der über die Kamera funkgesteuert ist (praktisch für die Leistungseinstellung, aber nicht zwingend notwendig).
Der Blitz ist auf 24 mm Streuwinkel eingestellt. Zusätzlich habe ich noch ein Blatt Papier davor, um das Licht zu vergleichmäßigen, eine schwarze Pappe ist untergelegt, um Störreflexe auszuschließen.

Wichtig ist, dass man Farbnegative oder -positive bei Dunkelheit fotografiert/blitzt, da Fremdlicht die Farben verändert.
(Ein AF-Objektiv benötigt Licht zur Scharfstellung
 - dafür eine Taschenlampe bereit halten.)

Das Negativ wird in den Negativhalter eingebracht und im Filmhalter mit der Schichtseite zum Objektiv ausgerichtet, Schichtseite deshalb, weil man dadurch die höchste Schärfe erzielt (wir müssen dann in der Nachbearbeitung spiegeln!).
Man sollte bei der Digitalkamera nicht die kleinste Blende einstellen, weil sich dann Verschmutzungen des Sensors als Flecken bemerkbar machen. Maximal Blende 8 ist für die Tiefenschärfe ausreichend.



(Vorab kann man ja einen Test machen und bei kleinster
 geschlossener Blende ein weißes Blatt Papier fotografieren.
 Wenn dann viele runde Flecken auftauchen ist es Zeit für eine Sensorreinigung!)

1. Einrichtung


Zunächst fotografieren wir ein  Leernegativ, also ein Frame des gleichen Films ohne Bildinhalt. Bei einem Farbnegativ habe ich eine Orangemaske, die wir eliminieren wollten, denn diese Maske sorgt dafür, dass der Rotkanal weit voreilt (siehe Bild) und ich deshalb nicht den vollen Dynamikumfang meiner Kamera für die reinen Negativinformationen nutzen kann. Außerdem erschwert die Maske die nachträgliche Farbkorrektur. 





Bewährt hat sich ein bläulich-türkiser 80B Filter, der auch als Kompensationsfilter für Glühlampenlicht auf Tageslichtfilm eingesetzt wird.
Wie wir hier sehen können, ist die Maskenfarbe Orange zu diesem komplementär.
Deshalb auch der Blitz (Tageslicht), um nicht noch eine weitere Farbtonverschiebung außer durch die Maske zu bekommen.



Normalerweise fasse ich den Filter noch in schwarze Pappe ein, damit seitlich kein ungefiltertes Licht eindringt.

Alternativ kann man vor dem Blitz eine entsprechende Folie befestigen. Ein günstige Quelle (einige hundert Folienmuster) für ein paar Euro ist das Lee-Filtermusterheft (einfach nach diesem Begriff googeln). Jeder Filter ist dort genau beschrieben, ein 80B ist auch dabei.
Damit habe ich jetzt schon zu über 90% der Orange-Maske eliminiert.



Nur der letzte Rest wird jetzt noch über den Weißabgleich der Digitalkamera korrigiert. Bitte zieht dazu die Bedienungsanleitung der jeweiligen Kamera zu Rate, wie man einen manuellen Weißabgleich vornimmt.


Hinweis Schwarzweißnegative

Für SW braucht man natürlich keinen 80B Kompensationsfilter, dafür reicht der Weißabgleich der Kamera. Es gibt teilweise Negative mit Stain/Verfärbung durch die Entwicklung z.B. mit Caffenol oder Pyro Entwicklern. Letztendlich wird aber eh alles in Graustufen bei der Weiterbearbeitung umgewandelt.

Hier mal ein Adox CMS 20II Negativ abfotografiert und ein 100% Sensorausschnitt. Ich denke, da kann man nicht meckern.....

Hinweis Diapositive
Diapositive sind für die Projektion mit Halogenlampen gedacht und auch so für warmes Licht kälter eingestellt. Hierfür bitte eine 12 V Halogenbirne als Lichtquelle (Projektor/Vergrößerer) verwenden, weder Blitz noch Filter.

2. Belichtungseinstellung


Nachdem wir den Weißabgleich vorgenommen haben, regeln wir die Lichtleistung so, dass das Histogram des Leernegativs möglichst weit rechts zu liegen kommt, wie es das obere Bild zeigt. Ein Leernegativ ist ja ein solches ohne Information vom gleichen Film. Mit Motiven kann es also nur dunkler werden, das Histogram verbreitert sich dann nur nach links.
Ich kann jetzt den kompletten Negativstreifen durchfotografieren, ohne dass ich noch Anpassungen vornehmen muss. Ggf. ist neu zu fokussieren.
Indem ich das Histogram nach rechts lege, bekomme ich die höchste Bitauflösung für die Tonwerte, denn ganz links (Schwarz) habe ich nur 1 Bit Auflösung und ganz rechts (Weiss) entsprechend dem Dynamikumfang der Kamera einige Tausend Bit. Negative bekommen in den Schatten (hell) reichlich Auflösung, in den Lichtern (dunkel) weniger. Bei Dia umgekehrt.



3. Weiterbearbeitung
Die Invertierung zum Positiv kann in jedem beliebigen Bildbearbeitungs-programm erfolgen. Die Maske von Farbnegativfilmen ist ja jetzt raus und man benötigt deshalb keine speziellen Programme mehr. Zum Finetuning reicht der automatische Belichtungsabgleich des jeweiligen Programms bzw. der Weißabgleich je nach gewünschter Stimmung und das Setzen des Schwarz- und Weißpunktes (Kontrast), denn selten stimmt der Kontrastumfang des Negatives mit dem des Sensors der Digitalkamera überein. 

Hier einige Aufnahmen mit obigem Aufbau von einem Kodak Ektar 100 KB Negativfilm - teils wärmeres Herbstlicht.










Wer die Farben kalibrieren möchte, kann bei der Aufnahme einen Colorchecker einsetzen.












Kommentare

  1. Schöne Arbeit Rüdiger!
    Ich habe von Anfang an meine SW Negative abfotografiert. Anfangs mit einem Diaduplikator (Vorsatzlinse) an der Nikon D40 (6MB). Jetzt erledige ich das mit einer Nikon D90 (12 Mb), einem Balgengerät und vorne dran ein Meopta Anaret 4,5/80. Dabei fotografiere ich das Negativ mittels einer Vorrichtung direkt in der Bildbühne des Durst M305.
    Die Qualität der letztlich erzielten JPGs gestattet mir sehr gute Ausbelichtungen im Format 30x45cm, größer habe ich noch nicht versucht! Das Schöne dabei ist auch, dass ich heute selbst ältere Negative mit dieser jetzt gewonnenen Qualität digital reproduzieren kann.
    Dir wünsche ich weiterhin viel Experimentierfreude!

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  2. Hallo Rüdiger, ich fotografiere mittlerweile auch ab (von der Leuchtplatte) und habe mich entsprechend mit dem Thema auseinander gesetzt. Nur die Sache mit dem Korrekturfilter habe ich noch nicht ausprobiert. Danke für den Tipp. Bisher setze ich den manuellen Weißabgleich in der Bildbearbeitung mittels Pipette ein und zwar auf den Bildrand, der dabei mit fotografiert werden muss. Das klappt auch sehr gut. Vermutlich gelingt dies mittels Filter aber sauberer, da bereits optisch.

    Viele Grüße

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    1. Das mit dem Bildrand ist eine sehr gute Idee.
      Mittlerweile verwende ich den Colorchecker, den ich in der jeweiligen Situation mit abfotografiere und die Software dazu, um ein Profil zu erstellen und in Vuescan einzubinden.
      Dann passen die Farben. Sättigung muss noch angepasst werden (um das über einen Colorchecker zu automatisieren bräuchte man einen mit mehr abgestuften Feldern und die sind sehr teuer/unhandlich). Den im Positiv dunklen Bildrand verwende ich zum Setzen des Schwarzpunkts, denn wenn nicht korrekt, werden die Schatten Magenta.

      https://youtu.be/tb-5qd6dlU0

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